Die neue leben Versicherung hat Nicole und mich im Rahmen der Female Finance Force für ein Interview angefragt. Da sagen wir natürlich nicht „Nein“.
Der Artikel erschien im Caro Magazin und liegt in allen Hamburger Sparkassen aus. Alle, die es nicht geschafft haben sich ein Magazin zu besorgen können hier den Artikel nochmal nachlesen.
Die Rentenvorsorge ist wichtiger als das Auto
WENIGER RISIKOBEREITSCHAFT, DAFÜR MEHR TIEFE UND DURCHHALTEVERMÖGEN:
WER MIT FINANZEXPERTEN ÜBER THEMEN WIE VERMÖGENSAUFBAU ODER ALTERSVORSORGE SPRICHT, HÖRT IMMER WIEDER, DASS FRAUEN OFT EINE ANDERE HERANGEHENSWEISE AN DAS THEMA FINANZEN HABEN ALS MANNER.
Aus dieser Erkenntnis hat sich seit einigen Jahren ein aufstrebender Zweig der Branche entwickelt, der sich mit seinen Beratungs- und Informationsangeboten speziell an Frauen richten will.
„Female Finance“ – so lautet der Oberbegriff dazu. Unter dieser Begriff steckt auch im Namen des Unternehmens, das die beiden Hamburger Finanzberaterinnen Laure Ditzmann (35) und Nicole Neubauer (56) vor gut einem Jahr gegründet haben. „Female Finance Force“, heißt es und bietet vor allem Workshops zu dem Thema
Ein Gespräch über typische Fehler, historische Wurzeln und das schlechte Image von Geld bei jungen Leuten.
Was gab Ihnen zur Gründung von „Female Finance Force“ den eigentlichen Anstoß?
Nicole: Wir haben uns eigentlich bei einer Unternehmensberatung kennengelernt, für die wir beide auch arbeiten. Da war die „Female Finance Force“ zunächst ein Projekt. Ein Thema aber, das uns beide total angesprochen hat.
Laura: Und wir haben dabei entdeckt, dass es dafür offensichtlich einen sehr hohen Bedarf gibt. Frauen haben zu dem Thema Finanzen viele Fragen und fühlen sich einfach wohler bei einer weiblichen Beraterin. Auch der direkte Austausch mit anderen Frauen kommt bei diesen Workshops gut an, es gibt dann da ganz andere Sorgen und Nöte, die angesprochen werden.
So entstand schließlich die Idee, dass wir speziell für Frauen Bildungsprogramme anbieten wollen, eben in Form von Workshops. Hier geht es dann um die Themen Vermögensaufbau und Rente, aber auch um Gesundheitsthemen wie Krankenversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen – diese ganze Palette.
Wenn bei diesen Female-Finance-Workshops andere Fragen als sonst angesprochen werden, heißt das denn auch, dass Frauen in Finanz-dingen eine andere Herangehensweise haben als Männer?
Laura: Ja, gerade bei Investment-Anlagen sind Frauen meist vorsichtiger, nicht so forsch wie vielleicht junge Männer, die eher total scharf auf Dinge wie Krypto-Währungen sind. Sachen, die sexy klingen. Aber ob sie sich damit besonders gut auskennen, ist eine andere Frage. Frauen hingegen erfahren gerne mehr, gehen tiefer, bevor sie sich für eine Anlage entscheiden.
Wichtig ist vielen Frauen auch, worin sie eigentlich genau investieren, ob sie eine solche Sache auch moralisch vertreten können.
„Frauen sind meist vorsichtiger … und erfolgreicher beim Vermögensaufbau“
Laura Dützmann
Wenn sie sich dann aber entschieden haben, bleiben Frauen länger dabei – und sind damit letztlich erfolgreicher.
Meint „Female Finance“ bei Ihnen eigentlich immer die Beratung von Frauen durch Frauen?
Nicole: In erster Linie schon. wir haben das aber ausgeweitet, weil sich der Bedarf so enorm entwickelt hat.
Inzwischen gehen wir auch in Firmen und beraten dort. Dann geht es meist um junge Menschen, und da sind dann mal auch Männer dabei, wir schließen niemanden aus. Aber speziell wenden wir uns an Frauen.
Seit wann etwa stehen bei Finanzfragen Frauen im Fokus, ist das nicht relativ neu?
Nicole: Ich habe dafür ein Vorbild, eine Frau, die ich sehr bewundere: die Finanzexpertin Helma Sick, die Mitte der 1980er das Beratungsunternehmen „Frau & Geld“ in München gegründet hat. Sie hat mir mal erzählt, dass sie zu diesem Thema heute noch die gleichen alten Reden halten könne, die sie vor Jahrzehnten bereits gehalten hat.
Hat sich wohl nicht viel geändert?
Laura: Nein, es gibt immer noch den Gender-Pay-Gap, eben dass Frauen für gleiche Arbeit weniger Geld als ihre männlichen Kollegen bekommen. Man muss sich nur einmal überlegen, seit wann Frauen hier in Deutschland erst selbst über ihre Arbeit und ihre Finanzen entscheiden dürfen. Erst in den 70er Jahren hat sich das langsam geändert, doch die früheren, männerdominierten Zeiten bei Finanzfragen schwingen heute immer noch mit.
Gibt es denn typische Fehler, die speziell Frauen heute beim Umgang mit dem eigenen Geld machen?
Nicole: Ja! Gar nichts machen:
Das ist der schlimmste Fehler. Und ein zu hoher Konsum. Wir erleben bei den Workshops oft, dass Auszubildende ihr ganzes Brutto schon verplant haben. Nichts wird da für eine Absicherung zurückgelegt.
Ein weiterer typischer Fehler ist die Angst vor dem großen Geld, wie wir es nennen. Kleines Geld ist für die Haushaltskasse oder den Friseur. Das große Geld aber ist für die Alterssicherung, den Vermögensaufbau oder den Hausbau. Und das regelt meist noch immer der Mann. In den Köpfen steckt das oft noch drin.
„Gar nichts machen: Das ist der schlimmste Fehler.“
Nicole Neubauer
Wie sieht ihre Beratung dann aus, raten sie zu absoluter Eigenständigkeit?
Laura: Erstmal beraten wir nicht, erstmal klären wir auf. Ganz am Anfang stehen dann Fragen wie:
„Was haben Dir Deine Eltern über das Thema Geld bei-gebracht?“ „Geld, was sagt Dir das?“ So fangen wir an.
Bei den Antworten kommen dann immer wieder die gleichen Antworten: „Geld verdirbt den Charakter“, ist so eine typische Antwort. Geld ist da meist negativ behaftet. Doch da fängt das Problem schon an: Wenn ich glaube, Geld verdirbt den Charakter, dann ist ja schon klar, dass ich nie ausreichend haben werde.
Nicole: Mein Lieblingsbegriff als Gegenpol ist die „finanzielle Gelassenheit“, die man anstreben sollte.
Die Frage, wie viel Rücklagen brauche ich, damit mein Herz ruhig schlägt. Das ist natürlich ganz individuell, die eine braucht 2.000 Euro, die andere 20.000 Euro.
Was empfehlen Sie dazu, sagen wir als erste Maßnahmen?
Nicole: Erstmal sollte man einen Haushaltsplan aufstellen. Was kommt rein, was geht raus? Fixe Kosten wie Mieten erfassen. Dann den Konsum überdenken: Gehe ich oft essen, oder koche lieber zu Hause? Man muss zunächst gucken, ob der eigene Lebensstil überhaupt bezahlbar ist. Und man muss Prioritäten setzen: Die Rentenvorsorge ist wichtiger als das Auto! Wesentlich ist dabei, dass ein Sparbetrag gleich von Anfang an mitgeplant wird und nicht das ist, was am Ende übrigbleibt.
Nun ist es aber oft so, dass die Mittel begrenzt sind. Etwa, weil man wegen der Kinder einen Teilzeitjob hat.
Laura: Da suchen wir auch Lösungen. Es ist ja vollkommen in Ordnung, wenn man sich das Leben so vorstellt und sich erstmal um Kinder kümmern will. Aber da muss ein Ausgleich stattfinden, weil Rentenlücken drohen: Warum kann nicht er ihre Altersversorgung bezahlen? Oder sie seine.
Nicole: Eine Ehe ist eigentlich wie eine Fusion von zwei Unternehmen. Aber darüber wird bei Paaren nicht gerne gesprochen, obwohl es gerade für Frauen so wichtig sein kann. Wir schaffen aber bei den Workshop-Teilnehmerinnen das Bewusstsein, dass man darüber sprechen und solche Fragen regeln muss. Das gehört eben alles in den Bereich der Aufklärung zum Thema Geld.
Das Gespräch führten Andreas Braun und Jens Packschies von der neue leben Lebensversicherung AG